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Neues vom Ringnebel

Am Montag endete eine Reihe klarer Nächte. Ziel des Abends war der Ringnebel M 57, dessen Eigenschaften in Bezug auf (hohe) Helligkeit und (niedrige) Flächenausdehnung mich dazu hinreißen ließen, eine Barlowlinse vor die Kamera zu montieren und meinen Newton in ein System mit 1.500 mm Brennweite bei f/10 zu verwandeln.

Bei weiterhin existierenden Guiding-Problemen kamen 46 Minuten Belichtung bei ISO 12.800 zustande. Die Barlowlinse verursacht schon ein paar Farbsäume, und die Schärfe – na ja. Immerhin kam genug Licht auf dem Chip an, so dass beim Nachbearbeiten die hellen Partien des Nebels sogar runtergeregelt werden mussten. Soo viel besser als das zehn Jahre alte Bild in der Galerie mit bescheidenen vier Minuten und ISO 1.600 ist das Ergebnis jetzt nicht – hier der Vergleich. Immerhin ist der 15 bis 16 mag helle Zentralstern nun schön zu sehen.

M 52 and more

Die Kassiopeia steht derzeit abends im Zenit und damit im schmalen Sichtfenster des heimischen Nordwestbalkons. Ein kurzer Blick in den Kosmos-Sternatlas und ein etwas längerer in die Uranometria ließen M 52 als lohnendes Objekt erscheinen, zumal in unmittelbarer Nachbarschaft der „Blasennebel“ NGC 7635 mit auf ein Foto passen sollte. Ergebnisse des Abends waren neben einem halbwegs passablen Foto weitere Einträge im Pannen-Almanach:

  • Nach Einstellen des Objekts funktioniert das Guiding in RA nicht mehr – nach kurzer Zeit gehen bei PHD 2 die Warnblinker an. Ursache: Nach einem Meridian-Flip der Montierung laufen die Steuerungsimpulse in die falsche Richtung. Lösung: Neukalibrierung des Guiding – oder das Tool zum Meridian-Flip von PHD 2 verwenden.
  • Drei von 60 geplanten einminütigen Bildern laufen problemlos. Dann überlasse ich das Programm sich selbst. Nach einer Stunde hat die Kamera genau ein weiteres Bild generiert, und das ist weiß. Ursache: Bei schwacher Batterie kommen offenbar die Verschlussbefehle der drahtlosen Fernsteuerung nicht an. Und 57 Minuten Siegener Stadthimmel sind eben weiß… Lösung: Batterien regelmäßig aufladen.
  • Mit der Ersatzbatterie wird eine Aufnahmeserie hinterhergeschoben. Jetzt macht das Guiding in Dec Probleme – plötzliche Ausreißer um ein paar Bogensekunden, die mühsam korrigiert werden und ein Einzelbild unbrauchbar machen können. Ursache: unbekannt. Lösung: ???

Am Ende waren immerhin 19 Einzelbilder mit je 60 Sekunden Belichtung bei ISO 10.000 verwertbar:

Erfolgserlebnis des Abends: Endlich denke ich mal daran, unmittelbar im Anschluss an die Lights und Darks mit unveränderter Kameraposition am Teleskop auch ein paar Flats aufzunehmen. Wozu habe ich mir schließlich einen Flatfield-Generator zugelegt!

Update vom 09.11.2024

Letzten Sonntag habe ich das Motiv nochmal auf’s Korn genommen und dabei den Ausschnitt angepasst, so dass der recht helle, aber mir bis dato völlig unbekannte „Nördliche Lagunennebel“ NGC 7538 mit reinpasste. Die Guiding-Probleme sind nach wie vor ungelöst – an der Ausbalancierung der Dec-Achse lag es offenbar nicht. Insgesamt sind 83 Minuten Belichtungszeit bei ISO 12.800 zusammengekommen. Im Vergleich zu den 19 Minuten von letzter Woche ist das Ergebnis ein etwas günstigeres Signal-zu-Rauschen-Verhältnis, sonst aber gar nicht so viel besser.

Komet Tsuchinshan-ATLAS

Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) bestimmt seit Tagen nicht nur die astronomischen Schlagzeilen, allein über dem Siegerland herrscht Abend für Abend bewölkter Himmel vor. So musste eine kleine Exkursion her. Die Extrapolation des Wolkenradars führte mich am Mittwoch (16. Oktober) in die Nähe von Bonn. Auf einem Feld am Rande einer Autobahn habe ich ihn dann im Wolkenslalom erwischen können. Aufgrund der ungünstigen äußeren Bedingungen war er mit bloßem Auge nur schwach sichtbar, mit dem Feldstecher hingegen beeindruckend.

Update vom 21.10.2024

Heute herrschte nun auch zumindest kurzzeitig freie Sicht über dem Siegerland. In Stadtnähe über dem Häusling war der Komet bei einer geschätzten Helligkeit von 4 mag gerade so eben noch mit bloßem Auge sichtbar. Das Bild zeigt einen Stack von 10 x 2,5 s, 135 mm f/2,8 mit ISO 6400. Ansatzweise ist der Gegenschweif erkennbar.

Siegena über Siegen

Im VdS-Journal Nr. 90 (3/2024) ließ mich ein Eintrag stutzig werden: Am 26. August sollte der Kleinplanet (386) Siegena einen Planetarischen Nebel passieren. Siegena? Was hat es mit dem Namen auf sich?

Die Namensgebung von Kleinplaneten hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Nach Entdeckung der Nr. (1) Ceres Anfang des 19. Jahrhunderts wurde lange Zeit ausschließlich die griechische Mythologie bemüht. Irgendwann gingen diese Figuren aber aus, und so wurde der Namensraum ausgedehnt – mit der Maßgabe, dass Kleinplaneten weibliche Bezeichnungen bekommen sollten. Dies führte dazu, dass Entdecker ihre Wunschnamen „feminisierten“ – so etwa (325) Heidelberga, mit der der berühmte Entdecker Max Wolf seine Heimatstadt ehrte. Sollte etwa (386) Siegena auch…? Tatsächlich: Lutz Schmadels „Dictionary of Minor Planet Names“ führt aus, dass Siegena nach der Stadt Siegen benannt wurde, und zwar auf Vorschlag von Prof. Heinrich Kreutz.

Prof. Kreutz wurde 1854 in Siegen geboren. Er war ein bekannter Astronom und Kometenforscher und um die Jahrhundertwende Herausgeber der „Astronomischen Nachrichten“, eine der führenden Fachzeitschriften dieser Zeit. Mit der Namensgebung des Kleinplaneten Nr. (386) setzte er seiner Geburtsstadt ein Denkmal im All. Das Objekt wurde 1894 von Max Wolf entdeckt. Siegena hat einen Durchmesser von 165 km und bewegt sich auf einer Bahn zwischen Mars und Jupiter etwa alle fünf Jahre einmal um die Sonne.

Und dieser Kleinplanet steht derzeit im August 2024 im Sternbild Adler am Südhimmel über der Stadt Siegen. Allerdings ist er mit einer Helligkeit von 12 mag weit über hundert mal lichtschwächer als die schwächsten mit bloßem Auge sichtbaren Sterne und erst in mittelgroßen Teleskopen zu sehen.

Am 19. August habe ich einen ersten fotografischen Versuch unternommen. Die äußeren Bedingungen waren miserabel: Von einem Balkon nahe der Innenstadt störte nicht nur das übliche Streulicht, sondern auch der nicht allzu weit entfernte Vollmond; hinzu kamen Schleierwolken, so dass die visuelle Grenzgröße kaum 3 mag erreichte. Aber ich habe Siegena erwischt:

Auf dem Foto verrät er sich durch seine Strichspur, die er während der insgesamt einstündigen Belichtung auf dem Chip der Kamera hinterließ (roter Pfeil). Aufnahmedaten: Canon 6D am 150/750 mm Newton, UHC-S-Filter, 60 x 1 min bei ISO 800.

Knapp 100 Jahre nach seinem Tod wurde Prof. Kreutz im Übrigen die gleiche Ehre zuteil, die er seinerzeit seiner Geburtsstadt angedeihen ließ: Im Jahr 2004 (die Konvention der weiblichen Namen war längst aufgehoben) wurde der Kleinplanet (3635) Kreutz nach ihm benannt.

Update vom 01.09.2024

Am 25./26. August fand nun die im VdS-Journal angekündigte Passage von NGC 6772 statt. Und tatsächlich versprach der Abend des 25. klar zu werden. Der Newton war mit Kamera in Stellung gebracht, als pünktlich zur Astronomischen Dämmerung die einzig verbliebene Wolke im weiten Umkreis über Siegen Stellung bezog und sich eine Stunde lang hartnäckig hielt. Dann aber schien der Blick frei zu sein. Die Position von Siegena war schnell gefunden, die Nachführung lief, eine Testaufnahme sah gut aus. Also schnell das Programm vom letzten Montag gestartet – statt ISO 800 ließen die guten Bedingungen nun ISO 6400 zu.

Tja, das Ergebnis war ein weiterer Eintrag im Pannen-Almanach der laienhaften Astrofotografie: In der Eile hatte ich übersehen, dass das Belichtungsprogramm anstelle der geplanten 60 einminütigen Aufnahmen noch auf den am Montag hinterhergeschobenen 8 Bildern für die Darks stand… Eins davon musste noch verworfen werden, und so blieben nur sieben Minuten Belichtungszeit. Das reichte nicht, um Siegena als Strichspur zu identifizieren, und auch dem Bild von NGC 6772 hätten ein paar Photonen mehr ganz gut getan. Hier das Resultat:

Relaunch mit Perseiden und Polarlicht

Der Relaunch „Siegen Night Skies 2.0“ geht einher mit einem Highlight: Zeitgleich zum Maximum des Sternschnuppenstroms der Perseiden waren im Siegerland Polarlichter zu sehen. Zum Ende der astronomischen Dämmerung gegen 23 Uhr war es in der tropischen Nacht noch 25 Grad warm, der Halbmond war nicht mehr zu sehen, und das Sternbild des Perseus stand nördlich über der Obernautalsperre. Die erste Aufnahme zeigte eine Überraschung: deutliches fotografisches Polarlicht! Visuell war das Polarlicht nur schwach sichtbar, allerdings zeigten sich im Laufe der nächsten zwei Stunden einige helle Beamer.

Mit bloßem Auge waren Dutzende helle Perseiden zu sehen. Immerhin zwei davon haben es auf den Chip der Canon 6D geschafft. Hier oben rechts im Bild:

Und hier rechts ganz am Bildrand:

Mehr Bilder gibt es in der Polarlicht-Galerie.